Hinterglasmalerei

Hinterglasmalerei
Hin|ter|glas|ma|le|rei 〈f. 18Malerei mit lichtundurchlässigen Farben auf der Rückseite einer Glastafel

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Hin|ter|glas|ma|le|rei, die:
1. <o. Pl.> Kunst der Herstellung von Hinterglasmalereien (2).
2. mit deckenden Farben auf die Rückseite einer durchsichtigen Glasfläche gemaltes Bild.

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Hinterglasmalerei,
 
seitenverkehrte Malerei in Leinölfarben mit Sikkativ oder in ölreichen Temperafarben auf einer Glasscheibe. Diese vertritt die schützende Schlussfirnisschicht und ist zugleich Bildträger. Zunächst wird der Umriss als Durchzeichnung (Riss) einer Vorlage oder des Entwurfs auf dem Glas festgehalten, während der sonst übliche Malgrund als helle, reflektierende Schicht erst zuletzt aufgetragen werden kann. Technische Variationsmöglichkeiten brachten die Positiv- und Negativradierung, Hinterglasstich, Gold- und Spiegelschliff, Ruß- und Spiegelbild sowie Ätzmattierung.
 
In der Form der Goldgrundmalerei lässt sich die Hinterglasmalerei bis in frühchristliche Zeit zurückverfolgen. Die Gattung Hinterglasbild als gerahmtes Einzelgemälde gehört jedoch ausschließlich dem 18. und 19. Jahrhundert an. Die seit der Entdeckung durch den »Blauen Reiter« für »Bauernmalerei« gehaltenen Stücke werden von der Forschung heute in Hinterglasmalerei kunsthandwerklicher, malerhandwerklicher und hüttengewerblicher Herkunft eingeteilt.
 
Schlesien, Böhmen, der Bayerischen Wald und Oberösterreich waren die Ausgangszentren hüttengewerblicher Massenproduktion; Augsburg hat das malerhandwerkliche Serienbild entwickelt, das später v. a. im bayerischen Oberland (Staffelsee, Oberammergau), im Schwarzwald (Rötenbach u. a.), im Elsass und in der Schweiz hergestellt wurde. Die südosteuropäischen (Tatra, Siebenbürgen) und spanischen Werkstätten entstammen dem ausgehenden 19. Jahrhundert. Die Schiffsporträtbilder (Ostende, Antwerpen), Hinterglassilhouetten u. Ä. zählen zu den kunsthandwerklichen Einzelstücken. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts setzte ein künstlerischer Verfall der Hinterglasmalerei ein; eine Wiederbelebung versuchten die Expressionisten und naive Künstler.
 
Die Wurzeln der afrikanischen Hinterglasmalerei liegen im islamisch-arabischen Kulturbereich. Durch libanesische Handelshäuser, durch Missionare und Pilger gelangte Hinterglasmalerei um 1900 in den Sahel, besonders Senegal. Zu den religiösen Motiven (Kaaba, Arche Noah, der islamische Volksheilige Cheik Amadou Bamba) sind weitere, profane Themen (Boxkampf, Dorfleben, Schönheiten) gekommen, die in naiver Bildsprache gestaltet sind. Nach 1955 wurde der Einfluss des Tourismus spürbar (Zentrum Dakar).
 
 
M. Renaudeau u. M. Strobel: Peinture sous verre du Sénégal (Paris 1984);
 U. K. Klatt: H. Technik u. Motive (1986);
 
H. Europa, China, Indien, Ausst.-Kat. Schloßmuseum Murnau (1993).

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Hin|ter|glas|ma|le|rei, die: 1. <o. Pl.> Kunst der Herstellung von Hinterglasmalereien (2). 2. mit deckenden Farben auf die Rückseite einer durchsichtigen Glasfläche gemaltes Bild.

Universal-Lexikon. 2012.

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